Qi Gong und Lebensenergie
Qi ist ein zentraler Begriff der chinesischen Philosophie, der fast alle Bereiche von Kultur und Kunst, sowie der traditionelle Medizin durchdringt.
Für die Übersetzung des Schriftzeichens Qi finden sich vielfältige Begriffe, wie z.B.:
Lebenskraft | |
Äther | |
Dampf | |
Wolke | Der Begriff Qi ist eigentlich so umfassend, |
Atem | dass eine eindeutige Definition schwer zu formulieren ist. |
Dunst | |
Nahrung |
Qi Gong (sprich = Tschi-Gung) ist ein Teilgebiet der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Beim Qi Gong geht es grundsätzlich um die Kunst, die eigene Lebensenergie zu aktivieren.
In China wird sie seit Jahrtausenden zur Erhaltung der Gesundheit und zur Selbstheilung eingesetzt. In der chinesischen Philosophie bezeichnet das Qi die feinstoffliche Grundsubstanz, aus der das gesamte Universum aufgebaut ist. Der harmonische Umgang mit dem Qi, seine Stärkung und sein ungehinderter Fluss, gelten als Grundvoraussetzung für Gesundheit und Vitalität. Dieses Qi - die Lebensenergie - soll beim Qi Gong (Gong = Übung) durch drei Dinge in Fluss kommen: Atmung, Bewegung und Konzentration. Durch harmonische Bewegungsabläufe, eine bewusste, ruhige Atmung und die Lenkung der Vorstellungskraft werden Energieblockaden im Körper gelöst, und heilende Kräfte entfalten sich.
Das Qi fließt in Energiebahnen, die man Meridiane nennt. Sie sind vergleichbar mit den Adern, in denen das Blut fließt. Die Meridiane durchziehen den Körper wie ein Netz, das Organe und Körperteile miteinander verbindet. Jeder Meridian wird durch eine der Übungen aktiviert. Wenn das Qi durch äußere Umwelteinflüsse oder innere Disharmonien einmal nicht richtig fließt, fühlt sich der Mensch müde, wütend, ungeduldig und unzufrieden. Letztlich wird er krank. Beim Qi Gong wird der Übende körperlich, geistig und seelisch flexibler. Er steigert seine Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit. Er wird weise, gelassener und ausgeglichener. Er entwickelt das eigene Potenzial und verbessert seine Körperwahrnehmung. Die körpereigenen Regenerationskräfte werden aktiviert, Organfunktionen und Stoffwechselvorgänge verbessert. Der Übende findet seine Mitte wieder und hält sich gesund. Nach der Traditionellen Chinesischen Medizin ist Qi Gong gegen so gut wie jede Krankheit hilfreich. Magersucht, Bluterkrankungen, Rheuma, Nervenerkrankungen, Krebs, Tinnitus, Diabetes - um nur einige zu nennen. Nebenwirkungen sind nicht bekannt. In chinesischen Kliniken wird Qi Gong auch nach schweren Operationen eingesetzt. Qi Gong kann in jedem Alter gelernt und geübt werden. Und es hilft nicht nur bei eigenen Problemen, es ist auch möglich, seine Energie über die Hände auf andere Menschen zu übertragen. Dafür ist aber schon einige Übung nötig.
Geschichte
Über die Entstehung von Qi Gong existieren verschiedene Auffassungen. Die Legende sagt, vor 5.000 Jahren veränderte sich das Klima in China so stark, dass Menschen dadurch krank wurden. In ihrer Verzweiflung warfen sie sich vor Gott nieder und bemerkten, dass sich durch die Bewegung ihr Zustand verbesserte. So entstand Qi Gong. Andere meinen, vor tausend Jahren gab es in China Wunderheiler, "Lohan" genannt, die über besondere Fähigkeiten verfügten. Nach dem Tod wurde für jeden "Lohan" eine Statue errichtet. Diese werden heute noch angebetet und verehrt. Jeder "Lohan" wurde in einer für ihn typischen Haltung abgebildet, es war die Haltung, in der er am häufigsten Menschen geheilt hat. Diese Haltungen sind die heutigen Qi-Gong Übungen. An den Qi Gong Instituten in China hat man die verschiedenen Haltungen untersucht und festgestellt, dass die Energie in diesen Stellungen stärker zu fließen beginnt. Die ältesten schriftlichen Hinweise auf die Körperübungen finden sich im "Nei Jing". Eine Sammlung medizinischer Ratschläge, die der Arzt Qi Bo dem Kaiser Huang Di um 2600 vor Christus gegeben hat. Später entstandene Schriften beschreiben verschiedene Qi Gong Schulen. Dort wurde das berühmte "Spiel der fünf Tiere" gelehrt. Die fünf Tiere sind entsprechend ihren Eigenschaften den fünf Elementen zugeordnet.
- Behäbiger Bär - Erde
- Anmutiger Kranich - Metall
- Geschmeidiger Affe - Wasser
- Kraftvoller Tiger - Holz
- Dynamischer Hirsch - Feuer
Mit der Zeit entstand aus dem "Spiel der fünf Tiere" eine heilgymnastische Bewegungsform, die Grundlage des heutigen Qi Gong. Während der Kulturrevolution in China war Qi Gong verboten, erlebt aber seit den 50er Jahren eine wahre Renaissance. Qi Gong ist in seinem Ursprungsland zur Massenbewegung geworden. Betriebe regen ihre Mitarbeiter an, sich mit Entspannungsübungen des Qi Gong fit zu halten, an Universitäten und Schulen verbessern viele ihre Aufmerksamkeit durch die Übungen, und morgens sind die Parks voll von übenden Menschen.
Techniken des Qi Gong
Qi Gong kann im Liegen, Sitzen, Stehen und Gehen ausgeübt werden. Die Übungen im Liegen eignen sich besonders für kranke und schwache Menschen, sie helfen speziell bei Schlafstörungen. Die Übungen im Sitzen werden zur Stärkung des Körpers angewandt. Für die geistige Konzentration sind Haltungen im Stehen besonders hilfreich, und im Gehen wird die Kraft entfaltet. Bei allen Bewegungen konzentriert sich der Übende auf eine gleichmäßige, tiefe Atmung, um dadurch die Lebenskraft Qi aufzunehmen und fließen zu lassen. Man unterteilt weiter in "innere" Übungen für Blut, Puls, Atmung, Organe und "Äußere" Übungen für Skelett, Sehnen, Muskeln und Haut. Am besten ist es, die Übungen unter freiem Himmel zu machen. Die Energie der reinen und frischen Natur ist für das Qi am besten. Dann kommt der Körper auch besser mit negativen Energien wie Umweltgiften, Abgasen und Radiowellen zurecht. Qi Gong ist eine der wenigen Therapieformen der traditionellen chinesischen Medizin, bei der Gefühle mit berücksichtigt werden. Da jedem Meridian eine bestimmte Gefühlslage zugeordnet ist, beeinflussen die Übungen, anders als das verwandte Tai Chi Chuan das Wohlbefinden und die Psyche. Inzwischen gibt es Unterarten des Qi Gong wie etwa den Shaolin-Stil, den Daoistischen Stil, den Kranich-Stil und das stille Qi Gong, Nei Gong genannt.